IN ALLE WELT
2012

Chalet5 In Alle Welt

On the opposite side of the valley, Europe's highest waterfall, high above Lake Walensee.


Art and Architecture / Kunst und Bau
Hochbauamt Canton of Zurich and Hotel Kerenzerberg, Filzbach, GL
23 unique objects, ink-jet print on pvc, various sizes within 120 x 150 x 3 cm
23 unique curtains, ink-jet print on synthetic fabric, 238 x 324 cm, 2 parts

Documentation
pdf 12.3 MB (german)

Chalet5 In Alle Welt

2012,
In Alle Welt, no. 9 of 23, room 31

Chalet5 In Alle Welt

2012,
In Alle Welt, room 36

Chalet5 In Alle Welt

2012, In Alle Welt, no. 16 of 23, room 25

Chalet5 In Alle Welt

2012,
In Alle Welt, room 37, detail

Chalet5 In Alle Welt

2012,
In Alle Welt, no. 18 of 23, room 24

Chalet5 In Alle Welt

2012, In Alle Welt, no. 17 of 23, room 16


In Alle Welt

Wie aus der Vogelperspektive schwebt der Blick über reliefartige Landschaften.
Ornamentale Mustersprachen, scheinbar aus aller Welt stammend, breiten sich aus, bis sie von den Umrissen einer motivisch-abstrakten Form jäh gebremst werden. Sind es Fragmente aus heimischer Kultur, archäologische Fundstücke, aussereuropäische Folklore?
Auf den präzis in den Raum gesetzten Bildobjekten folgen wir vermeintlich vertrauten Linien und Formen. Im nächsten Moment verflüchtigt sich der Eindruck, das Auge schweift ab und taucht ein in die geheimnisvollen Faltungen von Farbverläufen, die den Blick auffangen, bevor er in die Dramatik der Landschaft hinaus fällt.
Das Glarnerland, eines der frühesten industrialisierten Gebiete der Schweiz. In der Mitte des vorletzten Jahrhunderts exportierte das Tal ornamentale Stoffe in alle Welt. Mustersprachen wurden importiert, verarbeitet, angeeignet, transformiert und wieder exportiert, zurück in ihre weit entfernten Herkunftsländer. Das Paisley auf den typischen Glarnertüechli ist ein indisches Motiv.

Fragmente aus historischen Druckmodeln werden zu abstrakten Vergrösserungen, auf denen das Werkzeug zur Herstellung von Ornamenten selber zum Kunstwerk wird. Mit seiner hochglänzenden Ästhetik enthebt sich das Objekt dem Alltag, der weisse Bildträger aus Kunststoff ist eine ironisierende Referenz an die Industrie.
Ein handgeschnitztes Relief, Fotografie, Malerei? Die Kategorien und Wertezuweisungen der frühen Moderne mit ihren Verdikten zu Bildkunst und Kunsthandwerk verwischen und lösen sich auf. Die Globalisierung wird rasch vorangetrieben.
Das Fremde in der Heimat, das Heimatliche im Fremden.

Der Weg von Zürich nach Glarus, vom Mittelland in die schroffe Bergwelt, eine Reise des Übergangs, vis à vis stürzt Europas höchster Wasserfall in die Tiefe. Aus der Geborgenheit des kleinen Hotelzimmers schweift das Auge durch das Fenster hindurch auf die Berge, über Wiesen, hinunter zum See. Das Fenster als Ort des Übergangs zwischen innen und aussen wird Teil der Inszenierung. Eine malerische Farbinstallation entfaltet sich über sämtliche Hotelzimmer hinweg, die Intensität der Landschaft kann immer wieder aus einer anderen Perspektive und in anderer Konstellation wahrgenommen werden. Das Konzept sprengt den Rahmen des einzelnen Zimmers und verweist auf die Unendlichkeit des Ornaments.
Einen persönlichen Gestus vermeiden wir konsequent. Industriell gefertigte Farbverläufe in nicht repetitiven Variationen breiten sich über die ganze Raumbreite aus. Hier schliesst sich der Kreis zu den industriellen Wurzeln der Region: die letzte verbliebene Druckerei im Tal hat die Edition realisiert.
Die Kunstintervention beeinflusst und definiert die gesamte Ästhetik des Raumes, die verwendeten Materialien und die Farbigkeiten. Ambivalenzen und Doppeldeutigkeiten zu Kunst und Gebrauch scheinen auf, eine direkte Nähe zum Alltag.

Chalet5, Wälchli Karin & Guido Reichlin



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